Selbstzerfleischung — wann lohnt es sich damit aufzuhören?

Selbstzerfleischung — wann lohnt es sich damit aufzuhören?

Heute beginnen viele in der Psychologie sofort mit der Versenkung ins Trauma.

Ohne gehörige Vorbereitung und ohne gehörigen Boden, an dem man sich festhalten könnte (wenn jemandem die Kappe wohl verrutscht wird). Im Ergebnis befindet sich der Analysant während der Therapie in einer ständigen Selbstzerfleischung und in der Suche nach den Antworten. Zu irgendeinem Zeitpunkt kann ein Gefühl entstehen, dass die Selbstanalyse Ziel der Therapie ist. O unser großer Masochismus, wie kann man ohne ihn leben?

In ersten Etappen können wir leider ohne Selbstanalyse nicht auskommen.

Wir sollen diese dumpfe Blechdose öffnen, um dieses altes Trauma wenigstens aufzugabeln, und zu verstehen, was den Menschen zum Zustand, mit dem er zur Beratung kam, geführt hatte. Und hier beginnt das Interessanteste:

— Kann der Mensch in dieses Trauma versenken?
— Ist er fähig sich rechtzeitig zu stoppen?
— Wird ihm die Kappe wegen der Erinnerungen wohl verrutscht oder nicht?
— Wird der Analytiker helfen und im Tempo des Analysanten laufen oder muss er ihn in diesen Abgrund (Trauma) stoßen?
— Hat der Analytiker genug Kraft und Macht, um das alles auszuhalten und den Analysanten rechtzeitig zu stoppen?

Ist es nützlich, führt das überhaupt zum Ergebnis?
Zu welchem Zeitpunkt muss man sich stoppen?
Die sogenannte Selbstzerfleischung ist in angemessenen Dosen nützlich, möchte ich als ein angehender Ernährungsberater sagen. Aber, hol’s der Teufel, wie viel Energie dorthin abgegossen wird. Ich kann bis jetzt keine 100%-Antwort aus die Frage: Lohnt es sich, in die Kindheit und ins Trauma zu versenken? – finden. Wo steht dieses Stop-Signal, wenn der Kunde selbst „Stop!“ nicht sagen kann.

Retraumatisierung als Nachwirkung?
Genau, man kann das Trauma aufwühlen und die Psyche endgültig überlasten, und danach muss der Analysant sich aus Leibeskräften retten (wenn er solche noch haben wird). Das zerstört den Menschen, es gibt dort ohnehin eine Menge von Narben, und jetzt noch: Peng! Er beginnt immer wieder die Vergangenheit zu verleben und sich von der Gegenwart immer stärker loszureißen. Die Farben des Lebens schwinden, alle Leistungen werden wertlos, es bleibt nur Schmerz. Und Teufel, man kann in diesem Moment sich nicht sagen, dass dieser Schmerz nicht wirklich ist, dass dieser Schmerz aus der Vergangenheit stammt, das nur ein Blödsinn ist, es mir weh nicht tut!

DAS TUT WEH! UND WIE KRÄFTIG! Und zu irgendwelchem Zeitpunkt entstehen Bruch, Gleichgültigkeit, Nervenzusammenbruch, Depression, Schmerz, und man weiß nicht, wohin zu fliehen. Dieser Schmerz sitzt drinnen, das ist kein körperlicher Schmerz (diesen kann man dämpfen), dieser Schmerz ist schrecklicher. Man kann nicht diesen Schmerz verstecken, schnell heilen oder mit Arzneimitteln selbständig unterdrücken.

In diesem Zustand kann man an die Selbstzerfleischung, Selbstanalyse und Selbstbesserung schon nicht denken. Hier bleibt bestenfalls ein Versuch sich zu retten. Und im schlimmsten Fall bleiben die Gedanken, Angst und Schrecken wegen des Zusammenstoßes mit diesem Abgrund. Auswegslosigkeit bei der Besinnung, dass dieser Abgrund in mir sitzt, dass er nicht verschwindet, und Jahrhunderte werden dafür nicht reichen, um diesen Abgrund zu heilen.

Vielleicht deshalb lohnt es sich, zuerst das Selbstsicherheitsgefühl zu erarbeiten, und wenn „der Wirbel des Schmerzes aus der Vergangenheit“ Sie saugen wird, haben Sie dann, woran sich festklammern.)

Passen Sie auf sich auf!
Roman