Beziehungen…

Beziehungen…
Viele Menschen suchen im Laufe ihres Lebens nach einem Menschen, der gerade ihnen passt. Sie träumen die idealen Beziehungen aufzubauen (eher momentan heranzustürzen).

Den Menschen, die nach Liebe und Annahme lechzen, scheint es auf dem gewisseren bewussten oder nicht bewussten Niveau, dass sie alle ihre Bedürfnisse augenblicklich befriedigen können, wenn sie ihre/n Geliebte finden. Sie denken, dass alles, was sie während der Hälfte ihres Lebens (oder sogar das ganze Leben) sparten und sammelten, sich blitzschnell verwirklichen wird. Und außerdem, als Bonus zu Beziehungen erhalten sie ewige Glückseligkeit, wo sich alle ihre Wünsche und Träume augenblicklich verwirklichen werden. Und sie müssten nichts ändern, nichts opfern, sich nicht anpassen, sich nicht einigen.

Das ist eine Illusion, dass die Beziehungen ein berauschender Tanz von zwei Menschen, die sich an einem heiligen Getränk von Freude, Seligkeit und Vergnügen ergötzen, wo man auf die Zeit nicht aufpasst, wo es keine Traurigkeit, kein Leiden, keinen Schmerz gibt, ist. Solch ein ewiges Paradies…

Der ideale Partner wird einerseits zu einem Idol, für das ein Postament, geschmückt mit den Rosen, vorbereitet ist. Andererseits ist dieser Partner ein zukünftiger Sklave – ein gesichtsloses, Objekt ohne Gefühle, ohne seine eigenen Wünsche, Impulse, Emotionen, Zustände. Ach, wie oft wollen die Analysanten nicht begreifen, dass dieser „andere Mensch“ ein Partner ist: das ist keine Mutter, kein Vater. Dieser Mensch ist auch gefüllt, sowohl mit Freuden als auch mit Traurigkeit. Das ist ein volles Packet, das in sich sowohl Schönes als auch solche Bonusse wie Unruhe, Traumata und Erlebnisse enthält. Sie verstehen oft nicht, dass auch dieser Mensch zu irgendeinem Zeitpunkt (wenn er beginnt in sich zu ertrinken) Hilfe brauchen kann, und in solchem Fall sie müssten die Unruhen übernehmen und den „Beiden ziehen“. Das ist kein Spiel auf ein Tor.
Ja, entschuldigen Sie, ich übertreibe, aber es scheint mir oft genau so…, dass man nach einem idealen Objekt, einem Sklave, sondern nicht nach einem Partner sucht.

In ähnlichen Fällen haben die Menschen keine Ahnung davon, dass die Beziehungen nicht immer so süß sind.  Man muss auch arbeiten und Mühe geben. Man hat das ihnen nicht beigebracht, sie hatten niemand, mit dem sie das besprechen könnten. In der Gesellschaft sind die Beziehungen und die Familie fast Hauptziel des Lebens, aber das ist nirgends zu lernen. Alles muss von allein gut geraten, deshalb müssen die Menschen ihre eigene Illusion zu schaffen – solch ein Mosaik, wo der Hauptbestandteil fehlt.

Die Menschen mit solchem Lebensmosaik versuchen mit allen Kräften jeden Hinz und Kunz ins Leben hineinzustoßen.  Zuerst setzt man ihn auf Federbett – auf dasselbe Postament. Man beschenkt ihn mit Liebe aus dem Füllhorn, man opfert alles. Aber danach stellte es sich heraus, dass der Partner mit Ketten gefesselt ist, dass ihm eine riesige Rechnung vorgelegt ist, der Vertrag abgeschlossen ist, und er schon keine Rechte hat. Er hat nicht nur keine Rechte, er kann ohne Erlaubnis nicht atmen. Jeder Seufzer, jeder Blick und krach – das Mosaik zerfällt. Die Illusion des idealen Lebens und der idealen Beziehungen, wo es keine Unruhe und Unglücke gibt, zerfällt augenblicklich.

Das tut dem Menschen weh, es ist dem Menschen schwer, und man muss ihm das nicht vorwerfen.

Aber, statt zu begreifen, was passiert, und den fatalen Fehler des Systems zu berichtigen, beginnt man einander zu beschuldigen. Was für ein Verräter der Partner ist, wie kann er so sein. Er wird vertrieben, und man mit neuen Kräften nach einem anderen für diesen Platz sucht.

Und immer wieder fliegen die neuen Schmetterlinge zur Licht und geraten in den Käfig, und immer wieder werden sie vom göttlichen Thron gestürzt. Und der ganze Sinn dieses Prozesses wird vergessen, zum Selbstzweck wird der Prozess der Idealisierung und des Sturzes/der Entwertung.

Das sind die idealen Meister, die die Illusionen schmieden.
Das sind die ideale Meister, die sich Schmerz verursachen.

Diesen ewigen natürlichen Kreislauf kann nur der stoppen, wer genug Kräfte hat, zuzugeben, dass es nicht um den Partner, die Wahl, das nicht richtigen Zielen geht. Es geht nicht um das Mosaik, sondern um das Fundament, auf dem alles gebaut ist. Vielleicht wurde der unrichtige Stoff genommen, vielleicht hat man keine Baustoffe, und deshalb wurde eine Illusion geschaffen. Man muss irgendwann den Verlust des Sinnes ertragen und ein neues wirksames Lebensmosaik schaffen. Und dabei muss man schon von der Wirklichkeit, von eigenen Besonderheiten, von lebenden und nicht idealen Menschen ausgehen und natürlich mit Rücksicht auf sich selbst als einen lebenden Menschen sowie auf eigene echten Wünsche, Bedürfnisse, Unruhen und Mängel.

Und hier eine Frage: hat man genug Kräfte dafür? Die Frage besteht darin: muss man das ändern, wenn das, was man tut, arbeitet?
Ja, das vergiftet unser Leben, aber das arbeitet! Was solls, dass wir ein negatives Ergebnis immer wieder haben? Es gibt so viele Wege, um dieses Mosaik zu rechtwertigen, es gibt so viele Wege, um diesen Kreis immer wieder zu wiederholen. Schließlich kann dieser Masochismus sogar gefallen, und hier entstehen die neuen Sinne – Prozess für einen Prozess. Es scheint, dass viele Menschen so sehr fürchten, in die Hölle zu geraten, dass sie sich dazu schon heute vorbereiten und die Hölle im Leben schaffen.

Und doch, wer kann sich entscheiden, sich von seiner kleinen Hölle, von dem gebrochenen System, von dem falschen Lebensmosaik loszureißen? Wer hat genug Kräfte, um das aufzugraben, was vielleicht schon bei der Geburt beerdigt wurde? Oder vielleicht wurde das noch vor der Geburt zum Zweck des Überlebens blockiert? Gibt es eine Chance, eine Hoffnung, sich, wie man wirklich ist, in sich zu finden?